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Interview mit Lutz Busching, Geschäftsführer bei DW SYSTEMBAU

Beton ist der Superwerkstoff der Bauindustrie, ohne den Bauen, wie wir es heute kennen, nicht möglich wäre. Allerdings hinterlässt seine Herstellung einen großen CO2-Fußabdruck – ein Grund, mit Beton verantwortungsvoll und ressourcenschonend umzugehen, wie Lutz Busching, Geschäftsführer der DW SYSTEMBAU GMBH aus Schneverdingen, betont. Sein Unternehmen setzt auf Nachhaltigkeit und CO2-Reduktion – mit einem sehr innovativen Produkt.
 
   Lutz Busching, Geschäftsführer der DW SYSTEMBAU GMBH in Schneverdingen


Dr. Endre Hagenthurn, Redakteur beim Wirtschaftsforum: Herr Busching, seit 1986 produziert die DW SYSTEMBAU GMBH an ihrem Standort Schneverdingen Spannbeton-Fertigdecken – laut der Firmenwebsite als erfolgreichster Hersteller dieser Produkte in Deutschland. Welches sind wichtige Meilensteine in der Firmengeschichte?

Lutz Busching: Betonfertigteile werden hier in Schneverdingen bereits seit 1966 produziert. Ab 1978 wurden neben herkömmlichen Betondecken die ersten BRESPA®-Spannbetondecken hergestellt, die seit 1986 ausschließlich hier vor Ort gefertigt werden. Seit 1985 gehören wir zum niederländischen VBI-Konzern. 1989 ging DW SYSTEMBAU gemeinsam mit VBI in den Besitz eines finnischen Unternehmens über, das seit 2002 unter dem Namen Consolis firmiert. Seither gehören wir zur Consolis-Gruppe als einem europäischen Marktführer für Betonfertigteil-Lösungen.
 
  BRESPA®-Decken auf dem Lagerplatz im Werk Schneverdingen

Dr. Endre Hagenthurn, Redakteur beim Wirtschaftsforum: Welche Eigenschaften machen Ihr Produkt so erfolgreich?

Lutz Busching: BRESPA®-Spannbeton-Fertigdecken unterscheiden sich von herkömmlichen Betondecken zum einen dadurch, dass wir sie schon zu 90% vorgefertigt auf die Baustelle liefern. Ein Großteil der Arbeit ist also schon geleistet und entfällt daher auf der Baustelle, wo dann letztlich nur noch montiert werden muss. Das geht sehr schnell und spart Bauunternehmern erheblich Zeit, Kosten und Personal. Emissionen und Baulärm werden deutlich reduziert. Zum anderen kann durch die Vorspannung, die wir in die Decke einbringen, ein Großteil der sonst notwendigen zusätzlichen Bewehrung ersetzt werden. Das bedeutet: Gegenüber einer herkömmlichen Geschossdecke können 85% Stahl eingespart werden. Durch die Hohlkammerkonstruktion der Decke wird darüber hinaus sehr viel Beton eingespart, bis zu 50% gegenüber einer Vollplatte. Hinzu kommt noch, dass unsere Decken durch die Vorspannung über 16 m weit spannen können. Im Wohnungsbau beispielsweise mit Deckenstärken von 20 cm freitragend bis zu 8 m gegenüber 5 m bei schlaff bewehrten Massivdecken.
 
  Spannweiten einer 26,5 cm starken BRESPA®-Decke von 9,45 m.

Dr. Endre Hagenthurn, Redakteur beim Wirtschaftsforum: Wie reagiert der Markt auf die Vorteile, die Ihr Produkt bietet?

Lutz Busching: In den Beneluxstaaten und in skandinavischen Ländern liegt der Anteil unseres Produktes am Markt je nach Konjunktur bereits zwischen 40 und 60%. In Deutschland sind es derzeit noch weit unter 10%. Um hier einen Zuwachs zu generieren, fokussieren wir uns intensiv auf Marketing und Vertrieb: Wir suchen proaktiv den Kontakt zu Neukunden und informieren sie auf von uns organisierten Veranstaltungen über das Produkt und seine Anwendung. Diese Veranstaltungen sind regelmäßig ausgebucht. Dabei spielt uns in die Hände, dass auch der Gesetzgeber den Markt weiter in Richtung Nachhaltigkeit reguliert, was wir mit unserem nachhaltigen Produkt hervorragend bedienen können. Insofern sehen wir in naher Zukunft einen Punkt kommen, an dem wir auch in Deutschland eine deutlich höhere Nachfrage erleben werden.
 
Aufstockung des UP-Bürogebäudes mit BRESPA®-Decke in Berlin (Foto HG Esch)

Dr. Endre Hagenthurn, Redakteur beim Wirtschaftsforum: Stichwort Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft: Wo kommen diese Aspekte in Ihrem Unternehmen zum Tragen?

Lutz Busching: Wir setzen seit Langem auf eine Strategie der Nachhaltigkeit. Unsere erste Umweltproduktdeklaration, eine sogenannte EPD, die über diese Themen Auskunft gibt, haben wir bereits 2010 in Auftrag gegeben, denn unsere Produkte sind absolut nachhaltig. Sie sparen nicht nur in großen Mengen Ressourcen ein, sie reduzieren auch signifikant den CO2-Ausstoß beim Tragwerk. In den letzten fünf Jahren ist auch bei unseren Kunden das Interesse an diesem Thema deutlich gestiegen. Nachhaltig ist auch unsere Herangehensweise, das bei der Produktion benötigte Wasser über eine eigene Wasseraufbereitungsanlage unserem Produktionskreislauf wieder zuzuführen. Was an Beton übrig bleibt, ist von so hoher Qualität, dass es wiederaufbereitet in der Produktion verwendet werden kann. Ohnehin arbeiten wir nicht nur am Standort, sondern auch in der Gruppe intensiv an den Zukunftsthemen Kreislaufwirtschaft, Recycling und CO2-Reduktion, was wir auch noch weiter vertiefen möchten: So forscht Consolis an neuen Verfahren und Betonrezepturen. In einem Pilotprojekt wurde eine Betonrezeptur entwickelt, bei der 80% Einsparung an CO2- Emissionen erreicht wurden. In Zukunft wird unser Fokus noch stärker auf der Steigerung der Produktivität und der Intensivierung der Themen Energie- und Ressourcenschonung liegen.
 
  EPD der BRESPA®-Decke mit allen Angaben für Gebäudezertifizierungen

Dr. Endre Hagenthurn, Redakteur beim Wirtschaftsforum: Vielen Dank für Ihre ehrlichen Antworten, Herr Busching.


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